Längst ist das Mittelalter zurück. Selbst Hinrichtungen werden in den Videoclip-Datenbanken von Youtube.com als Tauschware gesammelt, und diesmal sind nicht die Redakteure der Medien schuld, sondern die Gier der Nutzer, die sich an den Downloadzahlen ablesen lässt. Mats Bigert und Lars Bergström liefern mit ihrem neuen Projekt deshalb nicht nur eine politische Auseinandersetzung mit der Todesstrafe als politischem und sozialem Ritual. Sie zeigen auch exemplarisch, wie Kunst einen zweiten und dritten Blick auf das mediale Spektakel werfen kann.
Last Supper ist ein 16mm-Film über das Ritual der Henkersmahlzeit, jenes sprichwörtlich gewordene letzte Privileg des Gefangenen, der gleich zu seiner Hinrichtung geführt wird. Der Brauch ist so alt wie die Todesstrafe selbst und ließ sich in den verschiedensten Kulturen antreffen. Die barmherzigen Henker rüsteten so den Todgeweihten für den Weg in die andere Welt. Bigert & Bergström betreiben jedoch keine Kulturgeschichte, sondern machen einen ehemaligen Koch aus dem Todestrakt zum Protagonisten ihres Films. Sie zeigen ein Ritual, das sinnentleert und in einen Verwaltungsakt verwandelt worden ist. Es ist der vorletzte Schritt einer Strafe, die als mediales Symbol aufrechterhalten wird.