Dante Buus Werke spiegeln eine starke Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Solidarität wider. Seine künstlerische Praxis, die oft Handarbeit als entschleunigte, intime und meditative Form nutzt, bietet dem Publikum die Möglichkeit, aktiv an der Erschaffung dieser gemeinschaftlichen Räume mitzuwirken. Durch seine Stickarbeiten bewahrt er nicht nur handwerkliche Traditionen, die häufig als weiblich und häuslich stigmatisiert werden, sondern schafft Räume, in denen sich Menschen, die sich „anders“ fühlen, begegnen und ihre Geschichten miteinander teilen können. Seine Arbeit fungiert als kraftvolles Instrument des Heilens und des sozialen Zusammenhalts.
Dante Buu wuchs in Rožaje in Montenegro auf, einem Land, das stark von patriarchalen und nationalistischen Strukturen geprägt, die sowohl die Gesellschaft als auch die Kunstwelt dominieren. Stickereien sind dort ein zentraler Bestandteil der traditionellen Aussteuer und bestanden hauptsächlich aus dekorativen Stücken für die Wände des neuen Zuhauses. Sie wurden meist in einem gemeinschaftlichen Arbeitsprozess von Frauen und Mädchen hergestellt. Diese Zusammenkünfte und die dabei entstandenen Werke waren Teil einer sozialen Praxis, die von patriarchalen Strukturen geprägt war, in denen weibliche Arbeit streng überwacht und auf den privaten Raum des Hauses beschränkt wurde.
Als Mann, der sich der patriarchalen Norm widersetzt, indem er eine traditionell als weiblich angesehene Technik wie das Sticken aufnimmt, ist Buus Praxis eine Reaktion auf seine persönliche Isolation. Ähnlich wie die Frauen und Mädchen in seiner Heimat begann auch er mit dem Sticken, da ihm keine anderen Tätigkeiten erlaubt waren und seine Teilnahme am öffentlichen Leben stark eingeschränkt wurde. Als homosexueller Muslim ist Buu mehrfach marginalisiert, sowohl von der orthodoxen christlichen Mehrheit als auch von der muslimischen Gemeinschaft, in denen Homophobie weit verbreitet ist. Diese Erfahrung der Isolation bildet den Kern seiner künstlerischen Praxis.
Im Jahr 2022 vertrat Buu Montenegro auf der Biennale von Venedig. Doch nach der Biennale wurde ihm von der montenegrinischen Regierung ein Arbeitsverbot auferlegt, das ihn fast zwei Jahre vom öffentlichen Kulturleben ausschloss. Trotz dieser wiederholten Zensur und Diskriminierung bleibt Buu seiner Rolle als Künstler treu. Für ihn ist Kunst nicht nur ein Weg der persönlichen Anerkennung, sondern eine Plattform, um gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen und die sozialen Strukturen zu hinterfragen, die Menschen wie ihn marginalisieren.
Der Aufenthalt von Dante Buu wird gefördert durch das Fellowship-Programm Weltoffenes Berlin der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.