Madeleine Kellys vielschichtige Praxis umfasst Malerei, Skulptur und Installation. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Figuration und Abstraktion und verbinden kunsthistorische, wissenschaftliche und ökologische Fragestellungen. Wiederkehrende Motive wie Vögel und Licht fungieren als Sinnbilder für Kommunikation, Verwandtschaft und das Zusammenspiel von natürlichen und kulturellen Systemen.
Im Rahmen ihrer Residency am Künstlerhaus Bethanien entwickelt Madeleine Kelly ein neues Werk, das danach fragt, wie wir unsere Aufmerksamkeit gegenüber der Welt neu ausrichten können. Die Künstlerin untersucht Vögel und Sonnenlicht nicht nur als Naturerscheinungen, sondern als Akteure innerhalb komplexer Netzwerke. Im Mittelpunkt steht die Sonne – als Energiequelle und strukturierende Kraft, die biologische, soziale und kulturelle Rhythmen prägt. Vögel werden zu lebendigen Trägern einer Sprache, die über das Menschliche hinausgeht, verkörpert in Flugbahnen, Gesängen und Bewegungsmustern.
Berlin bietet für dieses Projekt einen außergewöhnlichen Kontext. Madeleine Kelly nutzt die ornithologischen Sammlungen des Museums für Naturkunde sowie Archive des Max-Planck-Instituts und der historischen Rossitten-Vogelwarte als Grundlage für ihre künstlerische Forschung. Einen kritischen Schwerpunkt bildet das Werk der Naturforscherin Amalie Dietrich, die im 19. Jahrhundert im kolonialen Australien zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sammelte – darunter auch Vogelspezimen, die heute in Berlin aufbewahrt werden. Madeleine Kelly setzt sich mit diesem kolonialen Erbe auseinander, indem sie Materialien, Formen und Motive transformiert, fragmentiert und in neue Bedeutungszusammenhänge überführt.
Durch Malerei, Skulptur und Klang schafft Madeleine Kelly eine sinnlich-poetische Erfahrungswelt, in der historische, ökologische und kulturelle Verflechtungen sichtbar werden. Ihr Projekt lädt dazu ein, unsere Beziehung zu Licht, Natur und den komplexen historischen Hinterlassenschaften neu zu denken.