Igor Jesus zeigt im Künstlerhaus Bethanien eine Rauminstallation, in der sich drei Videoprojektionen und mehrere Bodenskulpturen zu einer konzeptuellen Einheit fügen. Das Projekt erforscht den seiner Identität beraubten und zum Objekt degradierten menschlichen Körper anhand des Films Die 120 Tage von Sodom (1975), dem letzten, heftig umstrittenen Werk des Regisseurs Pier Paolo Pasolini. Jesus beleuchtet die Art und Weise, wie in der filmischen Darstellung menschliche Körper ihrer Selbstbestimmung beraubt und mithilfe der Kamera unterworfen und zu reinen Objekten gemacht werden. Es gelang ihm, die Schauspieler Umberto Chessari und Bruno Musso ausfindig zu machen, die als junge Männer in Pasolinis Film die Sklaven spielten und sie schlussendlich erneut vor eine Kamera zu holen. Die Körper der Schauspieler sind in Jesus’ Installation omnipresent. Er zieht den Betrachter in eine Art visuellen Strudel, in dem Körper zu Bildfragmenten und Körperfragmente zu Bildern werden. Mit dieser Strategie der Neuaneignung und Übertragung in einen neuen künstlerischen Kontext befreit Jesus‘ Werk jene Körper, die in Pasolinis Film nur achtlos benutzte und weggeworfen Objekte waren und gibt ihnen Würde und Selbstbestimmtheit zurück.