Alan Warburton
*1980, lebt und arbeitet in London (England)
Das Bild in Fotografie und Video ist heute ein synthetisches – reale und algorithmische Welten ungleicher Zeitpunkte prallen aufeinander und vermischen sich. In Alan Warburtons Film Spherical Harmonics werden diese Überlagerungen aufgelöst und isoliert als eigenständige Protagonisten betrachtet.
So zerfällt die menschliche Figur, basierend auf einem digitalen Readymade, in verschiedene Ebenen des digitalen Rendering-Prozesses. Der Charakter Maya, benannt nach dem verwendeten 3D-Programm, lässt dabei teilnahmslos die Auflösung ihrer Welt an sich vorbeigleiten: Lichtquellen entkoppeln sich von ihren physikalischen Eigenschaften um Wände zu durchdringen, perfekt spiegelnde Oberflächen entlarven durch ein verschmierendes Flackern ihren algorithmischen Ursprung und Vögel verklumpen zur einer Mehrfachbelichtung im Geiste Étienne-Jules Mareys.
Durch diese Entkernung der Komponenten des synthetischen Bildes legt Wartburton dessen Grundwahrheiten frei und reflektiert so über die Freiheit der Gedanken, deren Potentiale durch die Überidealisierung der Realität geformt oder beschnitten werden.
Die Arbeit dient als Ausblick auf das umfangreiche Filmprogramm Penetrating Surfaces im Film Museum Wien (24. und 25. Mai 2014), welches von Robert Seidel (http://www.robertseidel.com) kuratiert wurde. In diesem wird das materialinhärente ästhetische Potential des Digitalen über die Grenzen von Software und ihrer medialen Gleichnisse hinaus untersucht.
