Es gibt viele Versuche, sich den eigenen Körper zu unterwerfen. Bodybuilder und Hochseilartisten künden davon, und jeder Großstadtmarathon ist eine Massendemonstration kollektiver Selbstdisziplinierung. Die radikalste Form, sich die Physis zum Objekt seiner selbst zu machen, ist jedoch zweifellos die Gestaltung der Haut mit Zeichen und Markierungen. Damit sind nicht die epidemischen Ibiza-Tattoos und der biedere Ohrring gemeint, sondern die Sehnsucht nach dem körperlichen Gesamtkunstwerk. Ab dem 4. August zeigt das Künstlerhaus einen Überblick über die Praxis physischer Selbststilisierung: Durch Tätowierungen, Schnitte, Stiche und die Verwandlung der Haut in ein Trägermaterial für Kanülen und Nadeln.
Die von Christoph Tannert kuratierte Ausstellung SIGNS & SURFACES versammelt Fotografien von Andreas Fux, Ali Kepenek und Herbert Hoffmann, auf denen Piercings und Selbstverletzungen in ihrer radikalsten Form zu sehen sind. Auf ihren Bildern werden Körper Bühnen schmerzhafter Inszenierungen, Gesichter geraten zum Hintergrund grafisch angeordneter Nadeln und die Haut wird zur Leinwand ornamentaler Dekorationen.
So wird das Ausstellungsprojekt zum Führer durch die Praxis körperlicher Markierung, zeigt aber auch individuell-biographische Entstehungslegenden und verknüpft die Technik der Körpermanipulation mit Mythos, Spiritualität und Fantasy.