Nach 10 Jahren geht die Screening-Reihe „Phantom Horizons“ zu Ende. Mehr als 60 innovative Künstler*innen aus aller Welt wurden im Schaufenster des Künstlerhauses Bethanien präsentiert. Um diese Vielfalt und Potentiale zu feiern, freue ich mich, ein Double Feature zu präsentieren, das eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft des experimentellen Bewegtbildes schlägt.
– Robert Seidel, Kurator
Wong Ping
Sorry for the Late Reply
15:00min
HK 2021
Der in Hongkong lebende Künstler Wong Ping hat sich zu einer unverkennbaren Stimme in der zeitgenössischen Kunst entwickelt. Er verbindet digitale und experimentelle Animation mit schwarzem Humor, wodurch er die psychologischen Komplexitäten der urbanen Erfahrung freilegt. Sein einzigartiger Stil, der ornamentale Kompositionen mit weichen Farbverläufen verbindet, trifft auf zutiefst provokative Erzählungen, in denen soziale Tabus, politische Spannungen und persönliche Ängste seziert werden. Dies erfolgt insbesondere im Kontext der komplexen soziopolitischen Landschaft Hongkongs. Die überbordenden Farben und skurrilen Charaktere von „Sorry for the Late Reply“ können auf den ersten Blick in die Irre führen, denn es handelt sich um eine höchst raffinierte Form des sozialen Kommentars, der die Kontrollmechanismen in der heutigen Gesellschaft aufdeckt.
Credit: © Wong Ping
Phantom Horizons
Das fortlaufende Filmprogramm Phantom Horizons präsentiert Arbeiten, die sowohl im Digitalen als auch im Analogen das Paradigma der Zentralperspektive hinterfragen und nach einer neuen Art der „Bedeutungsperspektive“ suchen. Letztere war eine Entwicklung der altertümlichen und mittelalterlichen Malerei, welche die Größe von Figuren anhand ihrer hierarchischen Bedeutung festlegte. In der Weiterführung dieses Ansatzes mittels dekonstruktivistischer Ideen und den Möglichkeiten heutiger Filmerzeugung eröffnen die gezeigten Werke facettenreiche, bisher ungesehene Horizonte.