Mar’a’yeh: Entropy
Mit Entropie führen LABA Berlin und die Deutsche Islam Akademie ihr gemeinsames Projekt Mar’a’yeh fort, ein interreligiöses und interkulturelles Residenzprogramm im Künstlerhaus Bethanien.
Ausgehend von LABAs Verständnis eines kulturellen Labors eröffnet Mar’a’yeh einen Raum für künstlerische Praxis, kritische Reflexion und gemeinsames Lernen. Der Titel Mar’a’yeh leitet sich vom levantinisch-arabischen Wort für „Spiegel“ (مرايه) ab, das zugleich das hebräische Wort „Mar’a“ (מַראָה) mit derselben Bedeutung enthält. Gemeinsam bilden sie eine Spiegelflucht – eine endlose Spiegelung: Die Worte sind untrennbar miteinander verwoben, und doch bleibt ihre Verbindung dem ungeübten Auge verborgen. Kunst wird in diesem Kontext als Spiegel begriffen, der die komplexe Vielschichtigkeit gesellschaftlicher Realität sichtbar macht – jenseits von Vereinfachung bzw. Komplexitätsreduktion, Spaltung oder Kategorisierung. Mar’a’yeh will gängige Vorstellungen von jüdischen und muslimischen Lebensrealitäten in der deutschen Gesellschaft hinterfragen, neue Perspektiven öffnen und Empathie befördern.
Das Programm lädt in Berlin lebende Künstler*innen mit jüdischem oder muslimischem Hintergrund ein, sich auf einen einjährigen Prozess des Austauschs, der künstlerischen Zusammenarbeit und des gemeinsamen Nachdenkens einzulassen. Im Zentrum steht das Konzept der Entropie – verstanden als Bewegungsraum der Unordnung, Transformation und Resilienz innerhalb jüdischer und muslimischer Erfahrungswelten. Im Laufe des Jahres setzen sich die Fellows intensiv mit jüdischen und islamischen Texten auseinander, die als Inspirationsquelle für ihre künstlerische Praxis und den Dialog untereinander dienen. Begleitet wird das Programm von einem interdisziplinären Team aus Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen beider Traditionen, das Impulse gibt, kritisches Feedback ermöglicht und den Prozess unterstützend begleitet.
Abschließend finden im Winter 2025/26 im Künstlerhaus Bethanien eine Ausstellung und Performance-Reihe statt, die die im Residenzprogramm entstandenen Kunstwerke präsentiert und in einen neuen Dialog bringt.